Homepage von Friedrich Karl Hohmann

Herzlich Willkommen

 

Seltsam ist es schon. Eigentlich aber eher doch irgendwie wundersam. Als ich diese fliegenden Blätter niederzuschreiben begann, hatte ich vorab keinerlei Vorstellung davon, was ich da denn nun in die Welt zu setzen gedachte. Gewiss, das Tagesgeschehen bietet als geradezu unerschöpfliches Füllhorn nahezu alles, was einen zu einer beliebig zu gestaltenden Meinungsäußerung zu provozieren vermag. Und dann geschieht es, dass man sich völlig „leer“ fühlt, sich fragt, wie viel Sinn denn nun dahinter steckt – stecken soll – das alles noch einmal neu aufzuwärmen, zu hinterfragen, zu kommentieren, zu bewerten. Braucht das ein Mensch, um damit zu seiner eigenen Genugtuung ein erfülltes Dasein abzuliefern? Die ganze Themenvielfalt, die wie eine Lawine den Empfänger zuschüttet und herausfordert – ist sie für den meist gar nicht unmittelbar Betroffenen überhaupt von Bedeutung? In den seltensten Fällen selbst losgetreten, wird sie in der Regel von einer professionell gesteuerten Informationsweitergabe in der eigenen Wahrnehmung somit künstlich erzeugt und in gleicher Weise auf die gesamte, des Lesens, Hörens und Sehens mächtige Menschheit losgelassen.

 

  So kann es dann nur frustrieren, wenn sich die unvermeidbare Erkenntnis einstellt, dass eine umfassende Aufarbeitung aller kommentarwürdigen Themen auch nicht annäherungsweise durch die persönliche Zuwendung zu leisten ist. Es verbleibt also nur, sich innerhalb der eigenen Beschränktheit abzumühen. Und das in einer stetigen Gewissheit, doch nur bereits beackertes Terrain neu zu beackern. Hier rät die Vernunft zur Zurückhaltung. Doch warum wird man nicht weiser? Was will man eigentlich? Etwa diesen ewigen Prozess um die Rettung der Welt in einer nicht enden wollenden Auseinandersetzung weiter anzuheizen, bis er unter einem gigantischen Stapel bedruckten Papiers begraben wird? Nein und abermals Nein, das kann es unmöglich sein! Warum also das ganze Gezeter? Ich weiß es nicht.

 

  Es ist wohl wahr, dass man niedergeschriebene Eindrücke von den unaufhörlich wechselnden Wahr-nehmungen absondert und heraushebt, sich diese einprägt, vielleicht mit dem unterschwelligen Hintergedanken, sie in einem anderen, größeren Zusammenhang literarisch verwerten zu können. Derartige Notizen zwingen zu aufmerksamer Beurteilung. Auch das Kleiden in die persönliche Ausdrucksweise bereitet mir daraus - im Rahmen meines Erinnerungsvermögens - eine Art Heimstatt für die Vorstellungen, die ich mir von dieser Welt angeeignet habe: Mein ganz privater Platz in meiner ganz privaten Wirklichkeit.

 

  So gesehen, erklärt der Wunsch, die eigenen Gedanken und Einfälle zur persönlichen Anreicherung einer gefühlten Realität schriftlich festzuhalten, wohl in hervorragender Weise den inneren Zwang zum Schreiben. Natürlich müsste dies nicht notwendigerweise in Form eines Buches geschehen. Somit ist eine unbewusste Eitelkeit dabei wohl nicht zu leugnen. Dem wiederum scheint die mitunter auftretende pure Lust am Schreiben zu widersprechen. Die Gefahr lauert hier in einer unterschwelligen Zwanghaftigkeit, schreiben zu müssen und dem dahinter lauernden Risiko einer Verkrampfung – mit unabweislichen Folgen.

 

  Die Veröffentlichung von Erinnerungen, Gedanken und Aufzeichnungen zu einem nicht einer Absicht unterstellten Themenkreis kann unter recht mannigfachen Gesichtspunkten betrachtet werden, als da wäre zum Ersten, dass der Autor jedes seiner Worte für so denkwürdig hält, um sie damit vor der Vergessenheit zu bewahren. Dem läge denn wohl eine gewisse Überheblichkeit zugrunde. Man könnte es auch zum Zweiten als eine Technik zur literarischen Produktion ansehen. Zum Dritten bietet sich der Hang zur Belehrung an und zum Vierten die insgeheime Hoffnung, dass auch andere Menschen das fesseln könnte, was mich da zur Niederschrift bemüßigt hat - was einen zwar erstaunen lässt, aber doch auch freut, wenn der geneigte Leser hier und da dennoch etwas findet, was auch ihn interessiert. Dies ist sicher mit Abstand die sympathischste Variante.

 

  Es ist nicht zu leugnen, dass eine solche Veröffentlichung auch einen Abgesang darstellt. Einem Schriftsteller in der Blütephase seiner Schaffenskraft wäre eine solche Vorgehensweise nicht anzuraten, könnte man ihm doch damit eine gewisse Anmaßung nach Variante Eins unterstellen. Als alter Mann indes, von dem keine Ambitionen auf literarische Lorbeeren mehr zu befürchten sind, darf man mit einiger Zuversicht eine milde, nachsichtige Beurteilung erhoffen.

 

  All die hierauf angewendete Bemühung würde trotz aller Ernsthaftigkeit an das taumelnde Herumflirren eines scheinbar trunkenen Schmetterlings im gleißenden Sonnenlicht gemahnen, wäre da nicht die unausgesprochene, aber unausweichliche Zielvorgabe, die am Ende gebieterisch nach der Quintessenz einer Reise fragt, die man ungefragt angetreten hat und nach alledem, was da noch unbekannt und unentdeckt auf seinen Kolumbus harrt…

 

 

 

   Einführung zu meinem Buch "Herbstblätter"