"Im Reigen der Eintagsfliegen"

 

...habe ich meine kleine Sammlung von Kurzgeschichten betitelt, die sich inhaltlich keinem bestimmten Themenkreis unterstellen. Damit hat das Buch eines mit dem realen Leben tatsächlich gemein, denn die Vielfalt all der zu verarbeitenden Eindrücke und Situationen, die uns unsere Zeit, unsere Lebensumstände und die darin agierenden Mächte uns zumuten, umspannen einen ganzen Kosmos von Realitäten, Emotionen und - Träumen.

 Die Rolle des Autors stellt sich somit als ebenso vielgestaltig wie auch frustrierend dar, kann er sich trotz allen leidenschaftlichen Sich-hinein-Versetzens, trotz allen Bemühens, nur an der Oberfläche der Dinge zu kratzen vermögen, wo er sich doch auf den Weg gemacht hat, ihr innerstes Wesen zu ergründen. So reiht er sich denn - wenn auch widerwillig - selbst in den Reigen der Eintagsfliegen ein, die diese Welt für einen kurzen Augenblick bevölkern, beunruhigen oder womöglich auf den Kopf stellen, um danach wieder im Zyklus der Zeiten der Vergänglichkeit anheim zu fallen.

 Sollte es ihm gelingen, in diesem fortlaufenden Prozess zu sich selbst zu finden und seine Position mit humorvoller Resignation zu akzeptieren und zu verinnerlichen, so hat sich alle Mühe gelohnt. Auf diese "Tage im Wind" mit all ihren Fährnissen seine Leser mitzunemen, ist ein hohes Anliegen, ist Motivation und Verpflichtung zugleich für den Autor, der notwendigerweise immer mit dem Zweifel leben muss, seinen Ambitionen nicht gerecht werden zu können. Er bleibt stets sein anspruchvollster Kritiker - und Antreiber. Mit jedem Mut zum Irrtum...

 

"Es gibt keine Handlung, für die niemand verantwortlich wäre."

 

   Diesem trockenen Zitat des ehemaligen Reichkanzlers Fürst Bismarck ist in seiner Aussage nichts hinzuzufügen, denn es trifft auf einen Autoren in ganz besonderer Weise zu. Was er der Öffentlichkeit anvertraut ist unbestreitbar. Er muss dafür gerade stehen, wiewohl  ihm auch das Recht auf Irrtum zugestanden werden muss. Für den Autor wird das Wort zur Tat, und es bleibt ihm nur zu hoffen, dass er nicht irgendwann als Blutzeuge für sein Wort enden muss.

   Die Veröffentlichung von historisch nachprüfbaren Begebenheiten sind dabei eine Sache, die von Erinnerungen und Reflexionen zu einem nicht einer Absicht unterstellten Themenkreis kann dagegen unter recht mannigfachen Gesichtspunkten betrachtet werden, als da wäre zum Ersten, dass der Autor jedes seiner Worte für so denkwürdig hält, um sie damit vor der Vergessenheit zu bewahren. Dem läge dann eine gewisse Anmaßung zugrunde. Man könnte es auch zum Zweiten als eine Technik zur literarischen Produktion ansehen. Zum Dritten bietet sich der Hang zur Belehrung an und zum Vierten die insgeheime Hoffnung, dass auch andere Menschen das fesseln könnte, was ihn da zur Niederschrift bemüßigt hat und diesen wiederum erfreut, wenn der geneigte Leser hier und da etwas findet, was auch ihn interessiert. Dies sicher die sympathischste Variante.  Der Autor, frei in seiner Entscheidung, muss indes handeln.

 

 

                                       Vor der Tür

 

                              Das Paradies ist garnicht weit,

                              Liegt hinter jener Tür, bequem.

                              Dahinter hält's für mich bereit

                              Glück und Verzweiflung, je nachdem.

 

                              Wie stark muss da die Seele sein,

                              Dass sie das kann ertragen?

                              Das Herz klopft bis zum Hals hinein,

                              Kann nichts Vernünft'ges sagen.

 

                              Was mich erwartet, weiß ich nicht;

                              Nicht zu verzeihen wär Verzicht:

                              So will ich denn, so muss ich denn,

                              Die Tür zu öffnen wagen...